✧Sneewit‌ten


E s war einmal mitten im Win­ter, und die Schnee­flocken fie­len wie Fe­dern vom Him­mel her­ab, da ſaß ei­ne Kö­ni­gin an ei­nem Fen­ſter, das einen Rah­men von ſchwar­zem Eben­holz hatte, und näh­te. Und wie ſie ſo näh­te und nach dem Schnee auf­blick­te, ſtach ſie ſich mit der Na­del in den Fin­ger, und es fie­len drei Trop­fen Blut in den Schnee. Und weil das Rote im wei­ßen Schnee ſo ſchön aus­ſah, dach­te ſie bei ſich: „ Hätt’ ich ein Kind ſo weiß wie Schnee, ſo rot wie Blut und ſo ſchwarz wie das Holz an dem Rah­men ! “

Bald dar­auf be­kam ſie ein Töch­ter­lein, das war ſo weiß wie Schnee, ſo rot wie Blut und ſo ſchwarz­haa­rig wie Eben­holz und ward da­rum das Schnee­witt­chen ge­nannt. Und wie das Kind ge­bo­ren war, ſtarb die Königin.

Über ein Jahr nahm ſich der Kö­nig ei­ne an­de­re Ge­mah­lin. Es war eine ſchö­ne Frau, aber ſie war ſtolz und über­mü­tig und konn­te nicht lei­den, daß ſie an Schön­heit von je­mand ſoll­te über­trof­fen wer­den.

Sie hatte ei­nen wun­der­ba­ren Spie­gel, wenn ſie vor den trat und ſich da­rin be­ſchau­te, ſprach ſie: „Spieg­lein, Spieg­lein an der Wand, wer iſt die Schön­ſte im gan­zen Land? “ So ant­wor­te­te der Spie­gel: „Frau Köni­gin, Ihr ſeid die Schön­ſte im Land.“ Da war ſie zu­frie­den, denn ſie wuß­te, daß der Spie­gel die Wahr­heit ſag­te.

Schnee­witt­chen aber wuchs her­an und wur­de im­mer ſchöner…

aus den Märchen der Brüder Grimm


Weißer Frakturtext auf ſchwarzem Grund